Adoption im Dialog
Spurensuche, Aufarbeitung, Biografiearbeit
Waltraut Schäfer

Leibliche Mütter, Väter und Eltern

Es sind die leiblichen Vüter, Mütter, die besonders unter dem Schweigen, dem Tabu und dem Verlust ihres Kindes leiden. Mit denen ich die Situation der Vergangenheit betrachte und bearbeite und den Abschied vom Kind in den Mittelpunkt stelle. Genauso wie die Sehnsucht und ein mögliches "Wiedersehen". Im Laufe der vielen Gespräche und der fast 3 Jahrzehnte langen Beratung und Begleitung traf ich nicht eine Mutter, die ihr Kind vergessen konnte. Viele lebten und leben schmerzhaft mit dem Verlust, der Entscheidung, hoffen, ihr Kind möge sie suchen und finden. Leider ist dies bei einer anonymen Weglegung/Geburt, aber auch der anonymen Samenspende sehr schwierig, wenn nicht unmöglich.

Die Babyklappe in einem Krankenhaus ist eine Möglichkeit für Schwangere. Dort kann das Baby medizinisch versorgt werden, ist in guter Obhut. Es erleichtert im Nachhinein vielleicht auch eine Rücknahme des Kindes.

Daher möchte ich jede Schwangere daran erinnern, auch in noch so großer Not, daran zu denken, das eine (anonyme) Geburt in einer Klinik unter bester Versorgung von Mutter und Kind nicht nur sicherer ist, auch eher erreichbar z.B. per Notruf, Taxi. Dort es gibt Hilfe und Unterstützung. Mütter, die ihr Kind aussetzten, können dies nicht auf ewig verdrängen!

Ich erlebte Freude, aber auch Enttäuschung im "Wiederfinden", aber, was immer auch geschah, es ist ein wichtiger Schritt zu sich, zu seiner Identität.

Ich begegnete durchaus auch Frauen, die niemals wieder einen Kontakt zum Baby/Kind von damals wollten, nicht konnten, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Auch dies gilt es zu respektieren, so schwierig es auch sein mag.

Leider waren und sind auch heute noch viele Väter aus vielschichtigen Gründen nicht involviert in die Entscheidung. Ich traf Väter, die von einer Schwangerschaft ahnten oder gar wussten, aber ausgeklammert wurden und nie davon erfahren hatten. Daher von dem Kind überrascht wurden, mal freudig, mal weniger freudig und manchmal neugierig. Natürlich gab es auch die Väter, die sich nach der Mitteilung der Vaterschaft unsichtbar machten, sich zurückzogen. Väter, die ihr Kind vermissen, auf eine Begegnung hoffen und "ihr Kind" in ihr Leben integrieren konnten. Bedauerlicherweise sind auch manche Frauen Jahre später nicht bereit den Namen des Vaters zu nennen und nehmen damit dem "Kind" genauso wie dem Vater, der diese Sehnsucht in sich trägt, jede Chance der "Begegnung", des "Kennenlernens", des "Miteinander".

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